Bevor ich über das letzte Wochenende schreibe, an dem ich mit anderen Praktikanten in Swasiland war, zunächst mal ein Bild vom Wochenende davor. Dieses habe ich in Centurion und der Umgebung verbracht. Am Samstag war ich beim Paintball mit einer großen Gruppe von Kollegen und am Sonntag bin ich mit Grant und Lizzy, meinen Vermietern, zum Park Acoustics Festival nach Pretoria gegangen. Dieses eintägige Musikfest hatte verschiedene Rock und Punk Künstler aus Südafrika zu Gast und fand im recht kleinen Kreis in einer ehemaligen Festungsanlage auf einem Hügel statt. Da Lizzy, die aus der Musikszene stammt, sowohl viele Musiker als auch sämtliche Menschen im Umfeld kannte, habe ich dort viele neue Leute getroffen und gut gegessen.

Die Zuhörer feiern „The new Academics“ eine erfolgreiche und sehr gute südafrikanische Band. Ja, der Sänger hat ein deutsches „POLIZEI“-T-Shirt an.
Am vergangenen Wochenende ging’s nun in einer roten B-Klasse in das kleine Königreich Swasiland (ca. 900 000 Einwohner), welches komplett von Südafrika umschlossen ist. Am Freitag nach der Arbeit sind wir zu viert zunächst knappe vier Stunden in eine sehr kleine Pension direkt vor der Grenze gefahren, da diese um 22 Uhr schliesst und uns das zu knapp wurde. Die Pension (Rocks & Roses) wird von einer älteren Dame geführt und liegt mitten auf einer kleinen Farm. Colette, die Inhaberin, hat am Freitag Abend sehr traditionell afrikaans gekocht und wir hatten gemeinsam mit ihr und ihrer Schwester einen sehr lustigen Abend.
Am nächsten Morgen haben wir das erste Mal gesehen, wo wir uns eigentlich befinden, nachdem wir Freitags in tiefster Dunkelheit angekommen waren. Die Farm lag komplett auf einer Waldlichtung, umgeben von ein paar Feldern und teilweise gerodeten Waldstücken. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir die letzten zwanzig Kilometer zur Grenze
gefahren, wo sowohl die Einreise als auch am Sonntag die Ausreise, zwar typisch chaotisch, aber vollkommen problemlos geklappt hat. In Swasiland, einer der letzten absoluten Monarchien, haben wir zunächst die Hauptstadt Mbabane durchquert, ein sehr verschlafenes Städtchen, und anschließend das Nationalmuseum besichtigt. Dieses Museum hatte einige interessante Exponate aus der Geschichte der Swasi, allerdings auch recht merkwürdig gestaltete Vitrinen oder Schaubilder oder sehr simpel gehaltene Erklärungstexte. Zum Beispiel vor dem Bild einer Kuh: „Kühe geben Milch und Milch ist gut, denn sie hat viel Proteine.“ Aha. Alles in allem überhaupt nicht mit europäischen (Museums-)Standards zu vergleichen sondern eher mit dem Museum, welches ich in Jakarta besichtigt habe.
Anschließend haben wir ein nachgebautes Ureinwohner-Dorf mit einer traditionellen Tanzaufführung besichtigt. Sehr touristisch (sonst gab es nirgendwo Touristen – nichtmal im Museum) aber trotzdem sehr interessant. Bei der anschließenden Führung hat der Guide (selbst überzeugter, traditioneller Swasi) keinen Zweifel daran gelassen, dass manche Tradition in seinem Volk nicht von der modernen Welt hätte geändert werden dürfen. Zum Beispiel sei selbstverständlich dass Verbrecher sich selbst über Klippen in den Tod stürzten und Frauen zwar kochen müssten, diese aber kein Gehirn oder Füße der Tiere zu sich nehmen dürften – dadurch könnten sie schlau werden und wegrennen, so der Guide. Auch heute sei es in der alltäglichen Swasikultur noch üblich, dass ein Mann mehrere Frauen hat, sofern er sich diese leisten könne (Aussteuer: ca. 17 Kühe). Das die Königsfamilie auch hierbei ein großes Vorbild zu sein scheint, lässt sich an einem Satz aus dem Reiseführer erkennen: „Der Vorgänger des heutigen Königs hatte über 600 offizielle Kinder mit mindestens 120 Frauen, die Dunkelziffer liegt womöglich deutlich höher.“

…während die Brauerei ohne Schutz jedem zugänglich war.
Nach diesem Kulturschock sind wir in unser Hostel gefahren, der Sondzela Backpacker Lodge, laut Reiseführer der besten Backpacker-Bleibe im gesamten südlichen Afrika.
Von der Lage her ist es wirklich schwer dieser Unterkunft das Wasser zu reichen: Mitten in einem Nationalpark gelegen mit grasenden Zebras vor der Haustür und einem Pool im Garten. Nach einem Abstecher zu heißen Quellen haben wir hier unseren Abend verbracht. Den Sonntag haben wir sehr entspannt angehen lassen mit einem späten Frühstück und einer Runde planschen im Pool. Anschließend sind wir mit einem Stopp beim „Feier and Ice“ Haus, der swasischen Variante von Hundertwasser, wieder in Richtung Pretoria gefahren und haben ein sehr gelungenes Wochenende mit der Fahrt Richtung Sonnenuntergang und einem kühlen Savannah (Apfel Cidre) ausklingen lassen.
Hallo Jan,
Danke für Deinen 2. Bericht aus Südafrika.
Er ist wieder hochintressant und faszienierend zu lesen,
was Du alles erlebst..
Bald sind 4 Wochen um ,und ich hoffe, daß Du auch arbeitsmäßig
noch etwas gefordert wirst.
Herzliche Grüße aus der Heimat Oma Lilo Bauer
Lieber Jan, danke für den letzten Bericht aus Swasiland; es handelt sich hier
wohl um ein Kontrastprogramm zu den bisherigen Erfahrungen in Südafrika.
Die Gesellschaftsstruktur ist ja sehr interessant; lass dich ja nicht anstecken!
Wir wünschen dir eine gute Zeit, über den Anruf haben wir uns gefreut.
Herzliche Grüße Oma und Opa
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